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Karlsruher Institut für Technologie - Peter Nick - 17.06.2018

Im Rahmen von Vitifutur bearbeitet das Karlsruher Institut für Technologie (Gruppe Peter Nick) das Thema holzzerstörende Pilze (Esca-Syndrom). Bis heute ist es nicht gelungen, "den" Übeltäter dingfest zu machen - natürlich findet man in befallenen Reben mehrere Pilzarten, aber dieselben Pilzarten kommen auch im Holz von gesunden Reben vor. Wir denken daher, dass es wenig Sinn ergibt, die Krankheit dadurch zu verhindern, dass man die Pilzflora im Holz zu vernichten versucht. Wir sind eher der Ansicht, dass der Ausbruch von Esca auf eine fehlgeleitete Kommunikation zwischen Pilz und Pflanze zurückzuführen ist - in der gesunden Rebe lebt der Pilz quasi von den Brosamen, die vom Tisch seines Wirts herunterfallen (wer weiß, vielleicht ist das für die Rebe sogar auch von einem gewissen Nutzen). Wenn der Pilz aber bemerkt, dass sein Wirt nicht mehr vital ist, bedeutet das Alarm: er befindet sich auf einem sinkenden Schiff. Was bleibt ihm nun? Schnell weg von hier! Für einen Pilz heißt das - auf Sex umschalten, um Sporen zu bilden und diese dann in die Welt zu schicken. Sex kostet Energie - also bildet der Pilz dann Toxine, die seinen Wirt umbringen, so dass der Pilz die noch verbliebene Energie leichter nutzen kann. Dies ist der Ausbruch der Esca-Krankheit, wo der Rebstock binnen einer Woche abstirbt.

Im Rahmen dieser Logik suchen wir daher nach den Signalen, die dem Wirt anzeigen, dass sein Wirt bald das zeitliche segnen wird (wir nennen dies mal Kapitulationssignale). Wir kultivieren einen der Esca-Pilze, Neofusicoccum parvum, in Gegenwart von pflanzlichen Molekülen und prüfen, ob der Pilz dann Toxine bildet, die wir daran erkennen, dass sie Rebenzellen abtöten.

Hier konnten wir vor vier Monaten einen Durchbruch erzielen. Wir haben das Signal identifiziert, das dem Pilz anzeigt, ob sein Wirt geschwächt ist. Dieses Signal löst die Bildung starker Toxine aus. Zur Zeit arbeiten wir daran, diese Toxine chemisch zu reinigen und zu identifizieren. Wir haben schon vielversprechende Kandidaten gefunden, müssen nun aber noch über Kontrollversuche absichern, ob wir auf dem richtigen Weg sind.

Was kann man damit dann anfangen? Man kann nun untersuchen, wie man durch geschickte Behandlung die Weinreben dazu bringen kann, dieses Kapitulationssignal nicht zu bilden, auch dann nicht, wenn sie durch Trockenheit oder Sommerhitze unter Stress stehen. Dadurch könnte der Pilz friedlich bleiben und der Ausbruch der Krankheit verhindert werden.