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Hallo,
ich habe gelesen, dass der Klimawandel eine Bedrohung für den Weinbau darstellt, da sich viele neue Rebkrankheiten ausbreiten. Warum baut man in Deutschland nicht einfach Rebsorten an, die in wärmeren Regionen üblich sind?
Grüße
winzerglueck
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liebe Weinfee,
so einfach ist das leider nicht - zum Einen dauert es viele Jahre, bis neugepflanzte Reben geerntet werden können, zum anderen ist die Produktion von Wein eine hochkomplexe Angelegenheit, wobei die einzelnen Schritte an die jeweilige Rebsorte angepasst sind. Gerade wenn man eine hohe Qualität halten will, muss man diese Verfahren sehr genau kennen. Das würde erst mal einige Zeit über den Haufen geworfen, mit entsprechenden Einbrüchen in Qualität und Ertrag. Gerade kleinere Betriebe würden das nicht überleben. Wir brauchen also Wege, womit wir mit den Rebsorten, die bei uns wachsen und etabliert sind, mit diesen Krankheiten zurechtkommen.
viele Grüße. Ihr Winzerglück
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Hallo Weinfee,
wie Winzerglück schon erklärte, dauert es sehr lange, bis junge Reben geerntet werden können.
Was im Rahmen des "Klimawandels" häufig etwas untergeht, ist aber, dass nicht zwangsläufig die Temperaturen an sich die Probleme darstellen, sondern mit ihnen die Probleme einhergehen. Beispielsweise kam es letztes Jahr vermehrt zu Frostschäden der Knospen, da die Temperaturen sehr inkonstant waren. Gleichfalls kann es durch häufiger auftretende Stürme zu abiotischen Schäden wie Trieb- und Blattverlust kommen.
Besonders schädlich ist jedoch das vermehrt feuchtwarme Klima, welches das Wachstum von Pilzen und anderen Pflanzen-Pathogenen fördert. Die warmen Winter fördern zudem die Überwinterung schädlicher Insekten.
Selbst wenn also Reben angebaut würden, die für wärmere Regionen geeignet sind, so wäre dies doch keine Möglichkeit, den Pathogenen entgegenzuwirken, da diese Reben nicht Widerstandsfähiger gegenüber Pathogenen sind, als unsere "heimischen" Arten.
Die Antwort zum Klimawandel wäre also eine vermehrte Züchtung Pathogen-Resistenter Reben, die damit verbundene Erforschung der Resistenzeigenschaften- und Ursachen und verstärkte Information der Winzer, hinsichtlich der Möglichkeiten neuer, sogenannter Piwi-, Sorten.
Liebe Grüße
Sophia Müllner
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Liebe Frau Müllner,
Ihr Beitrag beschreibt zutreffend die Vielschichtigkeit des Problems. Im Rahmen von Vitifutur bearbeiten wir gerade den Zusammenhang zwischen der Klimaerwärmung und dem sogenannten Esca-Syndrom (holzzerstörende Pilze). Es deutet sich an, dass diese Pilze auch in gesunden Reben vorkommen, sogar in ähnlicher Häufigkeit, dort aber keinen Schaden anrichten. Wenn die Rebe aber unter Stress gerät, etwa infolge von Trockenheit oder langandauernder Hitze, wird der Pilz vom gutmütigen Dr. Jekyll zu einem fiesen Mister Hyde und produziert Toxine, womit er seinen Wirt umbringt. Der evolutionäre "Sinn" ist vermutlich, dass er wahrnimmt, dass es seinem Wirt nicht mehr gut geht, er befindet sich also auf einem sinkenden Schiff. Um sich rechtzeitig "vom Acker zu machen" braucht er dann Energie für die sexuelle Vermehrung und bringt dazu seinen Wirt, den er zuvor viele Jahre lang nur ein bisschen "gemolken" hat, mit den Toxinen um.
Das bedeutet also, dass durch die Erderwärmung Krankheiten zum Ausbruch kommen, die vorher zwar vorhanden waren, aber unterschwellig blieben.
viele Grüße. Peter Nick